14 Kuriositäten und Komponisten
Für Liebende des Besonderen.
Startpunkt: U-Bahnstation Gänsemarkt
Wir gehen in Richtung Finanzbehörde an das Tageslicht und werden erst einmal von Herrn Lessing begrüßt, der auf seinem Denkmal mitten auf dem Gänsemarkt sitzt. Wir halten uns rechter Hand und lassen bei ebendieser die Finanzbehörde einfach unbesucht liegen. Dann in die ABC-Straße (heißt wirklich so) einbiegen und schon sehen wir einen erhöhten Platz mit mächtigem Fels, kleinem Kiefernwald und Teich. Nanu? Wir stehen vor dem Wahrzeichen des Marriott-Hotels, denn der Fels ist der „Rosa Beta Granitstein“ , der extra aus Sardinien nach Hamburg verfrachtet worden ist. Und der Teich entpuppt sich als das Hotelschwimmbad. Huch - so kurios kann es weitergehen.
Wir biegen rechts in die Neue ABC-Straße (heißt tatsächlich so) und schlüpfen wenige Meter weiter links durch das grüne Tor auf den St. Anscharplatz. Der Platz ist schön gestaltet, hochwertig bepflanzt und Bänke laden zu einer kurzen Pause. Totale Ruhe mitten in Hamburg. Markant ist die hohe, alte Straßenlaterne aus der Gründerzeit, deren Bronzefuß mit allerlei Meeresgetier geschmückt ist. Toll!
Dann verlassen wir den versteckten Platz und treten auf den Valentinskamp, biegen links ab und bummeln bis zum Johannes-Brahms-Platz. Rechts sehen wir die Laeizhalle mit Brahms-Denkmal. Wir aber laufen linker Hand zum Brahms-Kontorhaus, eines der schönsten Kontorhäuser der Hansestadt. Das Gebäude ist schon an der Fassade voller interessanter Details. Die Eingangshalle darf besichtigt werden und ermöglicht uns einen Blick auf die phantastische Treppenschnecke. Von oben wie von unten ein Genuss, was auch nicht selbstverständlich ist.
Wieder zurück auf dem Vorplatz halten wir uns rechts und laufen unter dem lebensgroßen Bronzeelefanten am Gebäude hindurch und den Pilatuspool entlang. Dann weiter in die Hütten (alles komische Namen), bis wir rechter Hand in die Peterstraße einbiegen können. Der einfache Straßenname täuscht, denn wir sind im Komponistenquartier KQ.
Ein kleines und feines Lieblingsquartier im Herzen von Hamburg. Hier können wir in Musikgeschichte schwelgen, denn es gibt ein Gustav-Mahler-Museum, ein Brahmsmuseum, ein Telemannmuseum und noch mehr davon. Die Ausstellungen sind modern und interessant gestaltet. Und auch für alle einen Besuch wert, die über das Vorsingen in der Grundschule und die Blockflöte nicht hinaus gekommen sind. Das Quartier selbst überrascht uns mit der Atmosphäre einer Filmkulisse. Kopfsteinpflaster, schöne Backsteinhäuser und idyllische Innenhöfe. Und oha – eine Niederdeutschen Bibliothek ?!
Mit Musik im Kopf verlassen wir das Komponistenviertel, in dem wir der Peterstraße bis zum Holstenwall folgen, diesen überqueren und direkt in das Grün der Großen Wallanlagen eintauchen. Ein paar Schritte nach links, dann stehen wir vor dem Museum für Hamburgische Geschichte. Und davor – ein kleines Denkmal mit Kanonenkugeln darauf. Etwas verwittert. Was ist das?
Etwas besonderes, denn nur wenige Denkmäler in Hamburg erinnern an die „Franzosenzeit“. Hamburg war tatsächlich einmal 8 Jahre französisch. Besser gesagt unter französischer Herrschaft. Heute wundert man sich über Straßennamen wie Franzosenschanze und Bellealliancestraße hier im hohen Norden. Napoleon mit seiner Kontinentalsperre war schuld, dass zwischen 1806 und 1814 aus Hamburg Hambourg wurde. Aber auch das haben die Hanseaten überstanden. Geblieben sind Gedenksteine wie dieser und natürlich das Franzbrötchen. Ein plattgesessenes Croissant nach Hamburger Art.
Nach soviel Kuriositäten und Komponisten entspannen wir in der wunderbaren Parkanlage. Mit dem Museum im Rücken schlendern wir über die Wege, an der Eisbahn und dem Teepavillon vorbei in Richtung Planten un Blomen. Das alte Ausstellungsgelände und heutiger Stadtpark bietet viel Erholung und angenehme Überraschungen wie Spielplätze, eine Wasserorgel, einen wunderbaren japanischen Garten, einen Rosengarten mit Tanztee – und, ganz versteckt, noch ein Gedenkstein für die Hamburger Opfer der Franzosenzeit. Alles überragt von unserem eleganten Fernsehturm, dem Telemichel.
Spätestens jetzt wäre ein Kaffee oder Tee mit Franzbrötchen das Richtige. Übrigens gerne im angrenzenden Dammtorbahnhof, einem der schönsten Jugendstilbahnhöfe überhaupt. Im Innern sieht es fast aus wie in Paris. Jetzt ist aber die Aufnahmekapazität erreicht, wir fahren voller Impressionen - müde aber zufrieden - nach Hause.
Zurück vom Dammtorbahnhof oder ab U-Bahn/Bushaltestelle Stephansplatz oder Gänsemarkt!
Das wird schnell mal ein ganzer Tag!
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