11 Pilze aus Stahl
Wir fahren nach Frankreich zu den Pilzen.
Startpunkt: Deutsches Weintor in Schweigen.
Dann über die Grenze nach Wissembourg. Man spürt nach den ersten Metern sofort – man ist in Frankreich. Wir fahren Richtung Lembach in die Vogesen hinein. Einsame Straßen und ein dunkler Wald. In Lembach gibt es ein berühmtes Lokal mit vielen Mützen und Sternen – Le Cheval Blanc. Verführerisch, aber weiterfahren ist deutlich günstiger.
Und authentischer, denn der Mittagstisch auf dem Col du Pfaffenschlick lockt mit typisch elsässischen Gerichten. Die Auberge du Pfaffenschlick steht mitten im Wald und wir parken auf dem großen Platz neben dem … runden, großen Teil. Sieht aus wie ein riesiger Kartoffelbovist aus Beton. Was ist das? Ahh, wir sind auf dem Gebiet der Maginot-Linie, der alten Festungsanlage entlang der Grenze. Und deren Verlauf nur durch die pilzartigen Geschütztürme und versteckten Eingänge zu erahnen ist.
Wir werden neugierig und entdecken ein Schild „Linie Maginot“. Rechts von der Auberge führt ein Weg in den Wald. So nach 10 bis 15 Minuten sehen wir ein Schild "Passage dangereux". Wo denn? Das sind doch nicht die Alpen. So mutig sind wir nur die nächsten 100 Meter. Bis wir erschrocken feststellen, dass es ohne weitere Vorwarnung und ohne Sicherung seitlich plötzlich 15 Meter steil in die Tiefe geht. Altes Mauerwerk und unten anscheinend ein Eingang. Eltern mit Kindern sind hier ausdrücklich gewarnt!
Vorsichtig weitergehen, die Steine sind glitschig und die Absturzgefahr tatsächlich hoch. Ein unheimlicher Ort. Anscheinend verlassen und verwittert. Auf einmal tauchen im Wald noch mehr Pilze auf. Kleine und Große, aus Stahl und Beton. Teilweise sind die Eingänge offen und führen … ins Dunkle. Nein danke! Touristisch aufbereitet ist das hier nicht. Wir gehen lieber zurück und freuen uns über die kleinen Pilze am Wegesrand.
In der Auberge du Pfaffenschlick gönnen wir uns eine Rast und recherchieren über die Maginot-Linie. Ein paar Kilometer weiter befindet sich das Fort de Schoenenbourg. Dort ist ein offizieller Eingang und es werden Führungen angeboten. Das machen wir!
Nicht ganz so unheimlich aber wirklich interessant geht es unter die Erde. Kilometerlange Gänge und ein ausgefeiltes Überlebenssystem. Einen Geschützturm in Bewegung zu sehen ist schon beeindruckend. Genützt hat die Maginot-Linie übrigens nicht. Sie war schon beim Bau strategisch veraltet. Einen Stellungskrieg gab es nicht mehr. Die Panzer im 2. Weltkrieg haben die Maginot-Linie einfach überrollt. Heute werden die feuchten Gänge zur Champignon-Zucht genutzt. Diese Art Pilze mögen wir. Zum Beispiel im Boeuf Bourguignon.
Wieder am Licht nehmen wir die letzte Etappe. Noch ein paar Kilometer sind es nach Hunspach, einem der schönsten Dörfer Frankreichs. Noch ein bisschen spazieren und vielleicht ein nettes Café. Dann fahren wir entspannt nach Wissembourg und von da über die Grenze nach Deutschland zurück.
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