Claudia Gutting
Hamburg

7 Luftige Höhen

Neuschwanstein? Wer? Brauchen die Pfälzer nicht.

Startpunkt: Parkplatz Villa Ludwigshöhe

Denn hier gibt es die Villa Ludwigshöhe. Ja wirklich, der Bayernkönig Ludwig I. hat in seiner „deutschen Toskana“ eine wunderschöne Villa im italienischen Stil erbaut. Auf einer Anhöhe über Edenkoben. Da fahren wir jetzt hin.

Die Anfahrt ist ab Edenkoben ausgeschildert und führt auf der Villastraße zum Schlossparkplatz. Ludwig I war der Großvater des berühmten Märchenkönigs und nicht weniger exzentrisch. Bis heute berühmt durch seine Teilnahme am Wiener Kongress, seiner Affaire mit Lola Montez und seiner freiwilligen Abdankung. Danach verbrachte er viele Sommer in seiner Landvilla in der Pfalz.

Vom Parkplatz aus laufen wir um den königlichen Sommersitz und gehen auf die äußere Loggia, die einen Traumblick über das Pfälzer Rebenmeer bietet. Auch die Innenräume sind für Besucher geöffnet und besonders die Schlossküche ist ein seltener Fall von original erhalten. Wirklich sehenswert.

In der Pfalz wandert man geschichtlich ständig durch die Jahrhunderte. Gerade waren wir im 19. Jahrhundert bei Ludwig und Lola, jetzt gleich in die 50ziger, denn aus der Zeit stammt die Sesselbahn zur Rietburg, die wiederum aus dem Mittelalter stammt.

Langsam, erst einmal ein paar Meter bergauf zum nostalgischen Sessellift. Mit neuzeitlichem TÜV-Siegel. Aber nicht schaukeln. In Zweiersofas geht es hoch zur Burgruine Rietburg. Huch, steiler als von unten gesehen. Oben angekommen laufen wir linker Hand zu den mächtigen Mauern. Das kleine Steintor in den Burghof muss man erst einmal finden. Dann direkt zur Burgschänke. Rieslingschorle und Leberknödel, sonst laufen wir nicht weiter. Das sehen auch andere so. Notfalls setzen wir uns mit Trinkes (Getränken) auf die Burgmauern und staunen. Bei gutem Wetter können wir aufgrund der Berg- und Burghöhe über die Rheinebene hinweg von Frankfurt bis zum Schwarzwald schauen. Genial.

Nach der erbaulichen Pause starten wir unsere Wanderung. Hinter der Burg links am Wildgehege entlang führt uns ein schöner Wanderweg Richtung Ludwigsturm. Wieder so ein Turm im Pfälzer Wald. Wer möchte, kann sich die enge Wendeltreppe hoch zur Aussichtsplattform quetschen. Am Besten ruft man von unten, damit niemand entgegenkommt. Aneinander vorbei im Turm geht nicht.

Vom Ludwigsturm laufen wir den kleinen Pfad bergabwärts zum Schweizer Haus. Fast ein Geheimtipp und als Etappenziel genau richtig. Je nach körperlicher Verfassung stürmen wir eine Bank mit Tisch und lassen uns nieder. Selbstbedienung. Zur Abwechslung könnten wir rosa Weißherbstschorle bestellen. Muss aber nicht sein. Kenner bleiben beim Riesling.

Ein bisschen müde sind wir nun schon. Hilft aber nichts. Langsam die hintere Körpermitte heben und aufstehen. Der Rückweg führt uns am Waldrand entlang, vorbei an der Rietania-Waldgaststätte.  Immer linker Hand der Pfälzer Wald und rechts der Blick über die Rheinebene. Nach einiger Zeit sehen wir die Villa Ludwigshöhe durch die Bäume schimmern. Ahhh, endlich! Gleich geschafft. Zufrieden und glücklich fahren wir nach Hause.

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