8 Im Dernbachtal
Ein gutes Stück echte Pfalz. Mit echten Pfälzern.
Startpunkt: Dernbach, Wanderparkplatz Neuscharfeneck
Heute suchen wir Echt und Ursprünglich. Dazu fahren wir erst auf der B10 in Richtung Pirmasens, bevor wir kurz vor Annweiler die Bundesstraße Richtung Dernbachtal verlassen. Neben der Straße schlängelt sich der kleine Dernbach. Bald sehen wir am Ortseingang das Schild „Luftkurort Dernbach“. Kurzes Staunen. Die kleine und einzige Straße windet sich weiter durch den Ort. Konzentriertes Fahren bei Gegenverkehr ist nötig. Und schon liegt Dernbach hinter uns.
Viel zu schnell. Also stellen wir am Ortsende unser Gefährt rechter Hand auf den Wanderparkplatz Neuscharfeneck und laufen zurück. Dernbach ist über 800 Jahre alt und begegnet uns authentisch. Schon Barbarossa hat das Dorf 1189 erwähnt. Das kleine Dernbach hat aufgrund der Grenznähe zu Frankreich eine erstaunliche Geschichte. Es war schon einmal französisch, dann nach dem Wiener Kongress österreichisch, dann bayrisch, später unter französischem Reglement und dann wieder deutsch. Aber – ganz egal welche Regierungsgewalten - Dernbach war und ist an erster Stelle immer pfälzisch.
Und wartet auf mit immerhin sechs denkmalgeschützten Objekten. Erst einmal ist die katholische Kirche mit mittelalterlichen Wandmalereien zu nennen. Eine evangelische Kirche gibt es auch. Nun gut. Bei den übrigen Objekten handelt es sich um eine Dorfschule, ein Forsthaus, ein Kriegerdenkmal und ein Sühnekreuz. Das Ensemble wird im ländlichen Raum traditionell ergänzt durch einen Brunnen und – noch wichtiger – mindestens ein Gasthaus. In der Neuzeit kam noch die freiwillige Feuerwehr dazu. Alles fußläufig zu erreichen. Nicht spektakulär, aber irgendwie echt.
Nach soviel unerwarteter Kultur wäre jetzt ein Rieslingschorle mit Ausblick genau das Richtige. Wir spazieren zurück zum Parkplatz und fahren den Feldweg steil bergauf zum Dernbachhaus. Obstbaumwiesen säumen den Weg. Im Frühling muss es hier wundervoll sein. Sonst aber auch. Voller Wunder. Denn ein Weg führt linker Hand zur Dernbacher Lourdesgrotte. Sie wurde nach dem ersten Weltkrieg von den Dernbacher Frauen errichtet. Aus Dankbarkeit für die wunderbare Rückkehr ihrer Männer. Hoffentlich war die Freude von Dauer.
Oben angekommen bestellen wir einen Rieslingschorle und setzen uns gemütlich auf die Bierbänke. Was für ein schöner Blick über das Tal. Aber ... was ist das für Plastikmüll in den Bäumen? Eine vorsichtige Nachfrage bei den Einheimischen am Nachbartisch lässt uns aufmerken. Direkt vor uns liegt der Landeplatz der Gleitschirmflieger vom benachbarten Orensfels. Wir bleiben noch eine Weile sitzen und hoffen auf eine Landung. Aber dann wollen wir doch los.
Wir heben den Blick. Oberhalb thront die mächtige Burgruine Neuscharfeneck. Früher von der Ritterfamilie Löwensteiner bewohnt, die noch heute das Dernbacher Wappen begründet: Ein Löwe und ein Wellenbalken für den fließenden Dernbach. Ab dem Dernbachhaus ist ein Wanderweg zur Burg ausgeschildert. Aber der schönste Rundwanderweg startet am Wanderparkplatz Drei Buchen. Daher wieder ins Auto, unten im Tal rechts herum … und Richtung Ramberg. Ramberg ist der zweite Ort nach Dernbach im Dernbachtal und bietet eine Besonderheit. Das Bübi - oder Bürstenbindermuseum. Die Ausstellung in dem Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert erzählt die Geschichte des ungewöhnlichen Handwerkes. Gerne anhalten und besichtigen.
Dann aber weiter zur Burg. Auf Serpentinen aus dem Tal heraus bis zum Wanderparkplatz Drei Buchen. Das erste Etappenziel der Wanderung ist das Waldhaus Drei Buchen. Nun ja, das erreichen wir nach 300 Metern. Falls wir noch immer nichts gegessen haben, wäre das jetzt eine Gelegenheit. Dann nur ein kurzes Stück über den Spielplatz steil bergauf und wir sind auf dem wunderschönen Waldweg zur Burgruine Neuscharfeneck. Auf der Wegstrecke halten wir beim 5-Burgen-Blick. Gerne auf die Bänke setzen und die Burgen suchen. Zu sehen sind die Burgen Neuscharfeneck, Ramburg, Trifels, Anebos und Scharfenberg (Münz). Sagenhaft!
Dann weiter bis zu den mächtigen Mauern der Ruine Neuscharfeneck. Die Burg muss früher sehr groß gewesen sein. Wir entdecken Spitzbogenfenster, Balkonbrüstungen und einen Innenhof. Aber keine Burgschänke. Untypisch in dieser Region. Das ist nur so zu erklären, dass alle Wege ab der Burgruine Neuscharfeneck zu einer Waldgaststätte führen. Vom Ramberger Waldhaus kommen wir gerade, das Dernbacher Haus haben wir vorhin besucht ... und jetzt gehen wir weiter zur Landauer Hütte. Dort ist die Pause fakultativ. Zurück geht es über die kleine Drei-Marker-Schutzhütte wieder zum Parkplatz. Die Wanderung macht richtig glücklich.
Zu allem Glück bietet das schöne Dernbachtal in warmen Sommernächten ein seltenes Erlebnis. Folgt man in der Dämmerung - ab Wanderparkplatz Neuscharfeneck - dem Leinbach bis zur Quelle, kann man kleine Lichtpunkte zwischen den Gräsern entdecken. Glühwürmchen! Oh, wie schön. Noch ein Wunder! War man einmal hier, kommt man immer wieder.
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