10 Begehrte Königinnen
Königliches Gemüse in farbenfroher Umgebung
Startpunkt: Anleger Fondamente Nove
Wir fahren zur venezianischen Gemüseinsel. Regelmäßig fährt nur eine Linie – Vaporetto Nr. 13 – nach Sant'Erasmo. Die Linie verkehrt zwischen der Fondamenta Nove und Treporti.
Wir steigen also beispielsweise an der Fondamenta Nove ein und schaukeln los. Sant'Erasmo ist mehr lang als breit und es gibt nur 3 Haltestellen... links, rechts und in der Mitte. Wir steigen an der mittleren Haltestelle „Sant' Erasmo dei Chiesa“ aus und stehen etwas verlassen vor dem kulturellen Highlight der Insel. Falls die Tür offen ist, gehen wir hinein und sind verzaubert von dem kleinen Kirchlein, welches ein wunderschönes Mosaik mit dem Namensgeber der Insel enthält - Sant Erasmo, oder Ermo oder Elmo. Heute würden wir Elmar zu ihm sagen.
Kenner wissen: Elmar ist einer der 14 Nothelfer und für Seeleute und sonstige Menschen mit Wasserkontakt geeignet. Angeblich heißen die elektrischen Entladungen in den Schiffmasten daher auch Elmsfeuer. Elmar wird immer mit einer Spindel dargestellt, auf der seine Gedärme aufgewickelt sind. Gerne nachlesen, aber nichts für schwache Nerven.
Lieber wieder hinaus in das Sonnenlicht und dem Gemüse widmen. Wir gehen geradeaus in die Via dei Spironi und queren einmal die Insel. Das dauert circa 15 Minuten. Auf Sant'Erasmo werden Artischocken angebaut, die den Namen der Insel tragen - angeblich eine besondere Sorte, die vorrangig auf dem Rialto-Markt verkauft wird. Im Mai muss es hier sehr hübsch aussehen, überall violette Blüten auf den Feldern. Überhaupt sieht eine Artischockenblüte bei näherer Betrachtung richtig edel aus. Daher wohl auch der Kosename "Königin im Gemüsegarten".. Und es gibt sogar ein Artischockenfest mit der Wahl einer Artischockenkönigin. Gerade wird Sant'Erasmo wieder von jungen Menschen entdeckt, die Gemüse lokal und nachhaltig produzieren wollen.
Sonst ist hier wenig los. Bis gar nichts. Und da heißt es immer, Venedig wäre so überfüllt. Also hier nicht.
Wir halten uns auf der Via dei Forti rechts und schlendern weiter. Felder, Wiesen, verfallene und auch renovierte Gebäude. Alles sehr ruhig. Aber weiter des Weges ist immer deutlicher ein vielfältiges Summen zu hören. Bald darauf sehen wir eine Ansammlung von kleinen bunten Würfeln. Burano kann es nicht sein, dass liegt zwei Inseln weiter. Die vielen Fluginsekten in der Luft lassen eine Imkerei vermuten. Tatsächlich, hier scheinen nicht wenige venezianische Königinnen mit ihrem Hofstaat zu wohnen. Original venezianischen Honig kann man hier auch kaufen. Das ist ein ungewöhnliches Mitbringsel aus Venedig und mal etwas anderes als Masken und chinesisches Glas.
Ansonsten scheint man auf Sant'Erasmo nicht auf Touristen eingestellt zu sein. Keine Trattoria, keine Bar, nichts zu trinken. Wir werden schneller. Dazu biegen wir bei nächster Gelegenheit rechts ab – Feldweg oder Straße, egal. Gleich sind wir wieder auf der anderen Seite der Insel und laufen die Via de le Motte links Richtung Anleger Caponnone. Wenn wir Glück haben, hat das Kiosk neben dem Anleger auf. Direkt daneben gibt es ein kleines Strandbad. Durchaus gut besucht.
Aha, hier sind sie also! Anscheinend verbringen echte Venezianer im Sommer das Wochenende auf Sant'Erasmo. Fern ab vom Rummel, mitten im Gemüse. Wir sitzen am Anleger und warten auf das Vaporetto. Und denken nach. Mehr und mehr kommen wir der venezianischen Lebensweise auf die Spur. Frittierte Artischocken. Das probieren wir mal in unserer Lieblingstrattoria. Vielleicht heute am Abend.
=> zurück zur Übersicht Perle der Adria