Claudia Gutting
Hamburg

10 Durch Raum und Zeit

Ach … da kommt das Grünzeug her!


Startpunkt: Anleger Fondamente Nove

Wir fahren zum angeblichen Juwel der Lagune – unter den ganzen Edelsteinen in und um Venedig gar nicht einfach zu finden. Regelmäßig fährt nur eine Linie – Vaporetto Nr. 13 – nach Sant'Erasmo. Die Linie verkehrt zwischen der Fondamenta Nove und Treporti.

Wir steigen also beispielsweise an der Fondamenta Nove ein und schaukeln los. Sant'Erasmo ist eher lang als breit und es gibt nur 3 Haltestellen... links, rechts und in der Mitte. Wir steigen an der mittleren Haltestelle „Sant' Erasmo dei Chiesa“ aus und stehen etwas verlassen vor dem einzigen kulturellen Highlight der Insel. Falls die Tür offen ist, gehen wir hinein und sind verzaubert von dem kleinen Kirchlein, das ein wunderschönes Mosaik mit dem Namensgeber der Insel enthält - Sant Erasmo, oder Ermo oder Elmo. Heute würden wir Elmar zu ihm sagen.

Kenner wissen, Elmar ist einer der 14 Nothelfer und besonders für Seeleute und sonstige Menschen auf dem Wasser geeignet. Angeblich haben die elektrischen Entladungen in den Schiffmasten, die sogenannten Elmsfeuer, von dem Heiligen ihren Namen. Womit wir wieder bei Schiffen wären und somit auch wieder in Venedig. Das nennt man einen Wissenskreis. Elmar wird immer mit einer Spindel dargestellt, auf dem seine Gedärme aufgewickelt sind ... gerne nachlesen, aber nichts für schwache Nerven.

Lieber wieder hinaus in das Sonnenlicht und dem Gemüse widmen. Wir gehen geradeaus in die Via dei Spironi und queren einmal die Insel. Das dauert circa 15 Minuten. Auf Sant'Erasmo werden Artischocken angebaut, die den Namen der Insel tragen - angeblich eine besondere Sorte, die auf dem Rialto-Markt verkauft wird. Im Mai muss es hier sehr hübsch aussehen, überall violette Blüten. Und es gibt sogar ein Artischockenfest mit der Wahl einer Artischockenkönigin. Gerade wird Sant'Erasmo wieder von jungen Menschen entdeckt, die Gemüse lokal und nachhaltig produzieren wollen. Sonst ist hier wenig los. Bis gar nichts. Und da heißt es immer, Venedig wäre so überfüllt. Also hier nicht.

Auf der anderen Seite angekommen halten wir uns auf der Via dei Forti rechts und schlendern weiter.  Felder, Wiesen, verfallene und auch renovierte Gebäude, aber keine Bar, keine Trattoria, nichts zu trinken. Man scheint nicht auf Touristen eingestellt zu sein. Wir werden schneller. Dazu biegen wir bei nächster Gelegenheit rechts ab – Feldweg oder Straße, egal. Gleich sind wir wieder auf der anderen Seite von Sant'Erasmo und laufen die Via de le Motte links Richtung Anleger Caponnone. Wenn wir Glück haben, hat das Kiosk neben dem Anleger auf. Direkt daneben gibt es ein kleines Strandbad.

Aha, hier sind sie also. Anscheinend verbringen echte Venezianer im Sommer das Wochenende auf Sant'Erasmo. Fern ab vom Rummel, mitten im Gemüse. Wir sitzen am Anleger und warten auf das Vaporetto. Und denken nach. Mehr und mehr kommen wir der venezianischen Lebensweise auf die Spur. Frittierte Artischocken. Das probieren wir mal in unserer Lieblingstrattoria. Vielleicht heute abend.

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