11 Nah und doch fern
Venedig ist nah und doch auch wieder weit weg.
Startpunkt: Fährterminal Lido
Wir steigen am Lido aus, halten uns leicht links und entern den Bus Nr. 11 nach Pellestrina. Viel schief gehen kann nicht, da der Lido wie eine lange, dünne Nadel gestaltet ist und man eigentlich nur nach Norden oder Süden fahren kann – hin und wieder her.
An der Gran Viale ist es noch recht rummelig, aber weiter nach Süden wird es dann immer mehr … anders. Wir fahren los und nähern uns dem ersten Höhepunkt der Tour - und einem Kontrapunkt zu den Hotelbauten am Lido.
Wir steigen in Malamocco Centro aus. Durchatmen. Eine wunderschöne Promenade mit Traumblick über die Lagune. Venedig ist nah, scheint aber schon fern. Wir machen eine elegante Drehung um 180 Grad und laufen in die einzige breite Straße hinein. Hier muss das Centro zu finden sein. Malamocco ist ein richtiges italienisches Dorf mit einer Kirche, einem Dorfplatz mit Brunnen, einer Bar und einer Trattoria am Dorfeingang. Ein kleiner Hafen, aber kein Hotel, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Zauberhaft und unerwartet. Malamocco war zu Beginn Venedigs vor über 1000 Jahren sogar Dogensitz, bevor die heutige Hauptinsel besiedelt wurde. Nach einem Espresso gehen wir zur Haltestelle zurück und warten auf den 11-er Bus. Jetzt geht es bis an das südliche Ende, zu den Muschelfischern von Pellestrina.
Pellestrina ist vom Lido getrennt und demnach eine eigene Insel - und angeblich an keiner Stelle breiter als 100 m. Also fährt unser Bus mal schnell auf die Autofähre und wir dürfen kurz aussteigen. Das ist ja nett. Nach 10 Minuten alle wieder einsteigen und es geht weiter, bis wir an der Haltestelle Pellestrina Scuola Zendrini aussteigen. Ein paar Meter durch die Gassen Richtung Lagune und schon sind wir am Hafen. Schiffe mit seltsamen Gebilden vor dem Bug sind zu sehen, bunte Häuser, viel Wasser, sonst nichts. Wo gibt es jetzt etwas zu Essen? Links halten und ein Fischrestaurant aufsuchen. Gegen Al Pescatori ist nichts einzuwenden, zumal man draußen nett im Schatten sitzen kann.
Seeseitig ist Pellestrina von einer hohen Mauer begrenzt, die sich als Deich entpuppt. Klar, wenn die Insel nur 100 m breit ist. Dahinter verschwinden Menschen mit Badehandtüchern. Bei näherer Sichtung gibt es Treppen und Übergänge, die nach wenigen Metern und einem kleinen Grünstreifen auf den Sandstrand führen. Ein echter Tipp, wenig los, weißer Sand und wilder als am Lido. Sieht fast aus wie an der Ostsee, nur wärmer...
Sonstige Sehenswürdigkeiten gibt es aufgrund von vergangenen Sturmfluten nicht, dafür aber ein spezieller Schlag Menschen. Angeblich hat die Muschelfischerei und die wilde Meeresnatur in Pellestrina echte Männer hervorgebracht, die lieber auf dem harten Boden als auf weichen Matratzen schlafen. Wir werfen einen nachdenklichen Blick auf unsere männlichen Begleiter und wenden uns wieder dem Thema Muscheln zu. So wie Spaghetti Vongole. Anscheinend kann man hier von der Muschelfischerei ganz gut leben.
Wir steigen wieder in den Bus Nr. 11 an der Haltestelle Dei Murazzi Campo Stella und fahren zufrieden zum Ausgangspunkt Richtung Lido zurück. Fehl gehen können wir nicht, wir sind schon am südlichsten Zipfel und es geht nur in eine Richtung zurück. Mit nur einer Buslinie. So einfach ist es auch mal schön. Wenn der Bus dann auch kommt ...
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