14 Durch Raum und Zeit
Im Dreiklang. Bunt, aber doch mit schwarzer Magie.
Startpunkt: Anleger Burano
Zur Abwechslung und als Kontrastprogramm verlassen wir die Grandezza der Hauptinsel und fahren nach Burano. Die ursprüngliche Fischerinsel liegt in der nördlichen Lagune und ist weltweit bekannt für ihre kleinen, bunten Häuschen und die früher hier gearbeitete Spitzenklöppelei.
Im Winter ist es auf der überschaubaren Insel durchaus gemütlich, im Sommer dagegen scheint sich hier die ganze Welt zu treffen. Die Menschen sind so bunt wie die Häuschen und stehen ähnlich dicht an dicht in der einzigen Hauptstraße, eigentlich einem verfüllten Kanal. Vielleicht passt das doch alles zusammen. Sitzplätze in den wenigen Cafés muss man erlauern. Ansonsten steht man in der Schlange am Fähranleger. Zumindest dann kann man sich in Ruhe umschauen. Ziemlich schlau, im Gegensatz zu den grandiosen Palästen auf der Hauptinsel hier die kleinen einfachen Häuschen so knallbunt anzumalen, dass es auch wieder ein gesamtheitliches Kunstwerk ergibt. Weltberühmt und gewinnabwerfend dazu! Ja, die Venezianer waren Kaufleute, bis heute.
Der Großteil der Besucher drängt sich noch auf die kleine Fähre nach Torcello. Torcello ist noch winziger als Burano, aber weithin sichtbar durch den eckigen hohen Campanile der Kirche Santa Maria Assunta. Historisch bedeutend sind die alten Mosaike in der Kirche, die als Vorbilder für die Gestaltung des Markusdomes gedient haben sollen. Torcello war angeblich die erste besiedelte Insel in der Lagune, bevor sich die Bevölkerung auf die heutige Hauptinsel verlagert hat. Die Berühmtheit der alten Kirche steht nicht ganz im Einklang mit dem direkten Umfeld. Seltsamerweise sieht alles etwas vernachlässigt und überwachsen aus. Auch das kleine Museum hat eher eine familiäre Aura. Torcello kann man, muss man aber nicht besuchen.
Wesentlich interessanter ist ein Spaziergang über die Holzbrücke nach Mazzorbo. Mazzorbo ist die kleine Schwester vom größeren Mazzorbetto. Wir befinden uns sozusagen auf einem Insel-Dreiklang. Von Burano über die Holzbrücke kommend betritt man fast automatisch den großen Weinberg mit Weinlehrpfad auf Mazzorbo. Hier wird seit einigen Jahren die alte venezianische Rebsorte "Dorona" kultiviert. Fast kann man sagen gerettet. Schön ist es durch den Weinberg zu wandeln und auch entspannt auf der Promenade ganz um Mazzorbo herum. Wie immer in Venedig quetscht sich ein paar Straßen weiter eine Menschenmenge durch wenige Gassen, während etwas abseits absolute Ruhe und Gelassenheit zu finden ist. Der Blick über die Lagune ist herrlich.
Gegenüber liegt die größere Insel Mazorbetto, die aber nur mit privaten Booten zu erreichen ist. Kein Fähranleger. Dafür fällt am Ufer ein schönes Gebäude auf, fast ein kleiner Palast. Dort soll die Großmutter von Casanova gelebt haben, die ihn in jungen Jahren von einer schweren Krankheit gesund gepflegt hat. Laut seinen Memoiren auch mit schwarzer Magie. Wir sind in Venedig, hier verschwimmen Raum und Zeit und wir lassen uns gerne von Legenden und Geschichten verzaubern.
Am besten fahren wir erst später am Abend zurück. Denn so nach 19 Uhr haben die meisten Tagesgäste den Insel-Dreiklang verlassen, die Souvenirgeschäfte sind erstaunlich schnell geschlossen und nur wenige Restaurants haben noch geöffnet. Die weiße Magie in der Lagune beginnt. Jetzt in Ruhe ein venezianisches Gericht und die Abendstimmung genießen. Zauberhaft! Aber nicht Raum und Zeit vergessen, sonst müssen wir hier spontan übernachten. Och ... andererseits ... warum eigentlich nicht?!
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