15 Valle Zappa
Ein ungewöhnlicher Ausflug in die südliche Lagune.
Startpunkt: Atn Laguna Sud, Valle Cornio, S.S. Romea 17 30010 Campagna Lupia Venezia
Holland in Venedig. Geschmack geht vielerorts seltsame Wege. Warum in einer Region der Palladio-Villen und byzantinischen Paläste eine Industriellenfamilie ausgerechnet ein Fischerhaus im holländischen Stil in die Lagune bauen ließ bleibt ein Geheimnis. Venedig ist ja voller Geheimnisse.
Der Ursprung des ungewöhnlichen Ausfluges ist in einem venezianischen Kochbuch zu finden, in dem ein seltsames Gebäude abgebildet ist. Irgendetwas zwischen Art Deco und Holland. Anscheinend schwer zugänglich. Nach intensiver Recherche und diversen Versuchen über die Jahre hinweg hat es dann doch noch geklappt: Eine Bootstour in den Valle Zappa zur Casone Zappa.
Genau genommen ist die Casone Zappa ein Fischerhaus in der Fischfarm Valle Zappa. Ein ungewöhnliches Gebäude im holländischen Stil in der südlichen Lagune von Venedig. Das Gebäude soll von einer norditalienischen Industriellenfamilie beauftragt worden sein und angeblich weist das Wappen mit den drei Hacken auf den Ursprung des Reichtums der Familie. Der freistehende Turm wirkt wie ein Leuchtturm, war aber als Aussichtsplattform für die Jagd gedacht. Angeblich haben Ernest Hemingway und Salvador Dali hier Urlaub gemacht. Und Filmkulisse war das Gebäude auch schon. Das passt, denn es ist insgesamt ein großartiges Ensemble. Leider darf man nicht anlanden und Schilder weisen streng auf den Privatbesitz, aber die Bootstouren fahren dicht an dem Gebäude vorbei und man kann den wunderschönen Anblick genießen. Vielleicht erwägen die Eigentümer doch irgendwann eine museale Aufbereitung für die Öffentlichkeit, das wäre großartig.
Noch mehr Genuss verspricht und hält das mehrgängige Menü, dass man gegenüber in einem hölzernen Fischerhaus auf Stelzen serviert bekommt. Wenn man klugerweise den Ausflug mit Verköstigung gewählt hat. Auf einfachen Bänken in der Weite der Lagune und mit Traumblick auf Holland wird ein original venezianisches Menü serviert. Wunderbar! Zu unrecht tritt die Betrachtung der Flora und Fauna aufgrund der Köstlichkeiten in den Hintergrund. Gibt es doch hier viel Getier und Grünzeug, was den Nationalpark einzigartig macht. Eine ursprüngliche Landschaft, sehr still und weit. Trotzdem sind wir noch im Großraum Venedig. Fast nicht zu glauben.
Auf der Rückfahrt und wenn man jetzt schon einmal hier ist kann man noch schnell ein paar Villen einsammeln. Besser aber man lässt sich Zeit, denn es gibt deren ziemlich viele entlang der Brenta. Der Fluss war ein wichtiger Transportweg von und in das Hinterland und hat so den venezianischen Familien den Bau und die Unterhaltung von Gutshöfen ermöglicht, die häufig von wunderbaren Villen für die Eigentümer geschmückt wurden. So sind die Perlen entlang der Brenta in der Terraferma - dem venezianischen Hinterland - entstanden. Sich mit der Geschichte und Architektur der Villen zu befassen ist ein eigenes Projekt, vielleicht ein Leben lang. Wir suchen uns einige en passant aus und genießen die großartigen Gebäude. Vielleicht träumen wir auch ein bisschen vom fürstlichen Wohnen. Mit Personal, versteht sich. Zurück im hier und jetzt aber dann doch Hand aufs Herz: wer möchte sich um den Erhalt der riesigen Anlagen kümmern und sich mit dem italienischen Denkmalamt lebenslang befassen? Nur wenige. Lieber nur schöne Gedanken bewahren und leichten, unbeschwerten Fußes zum Vino Frizzante in die Campinglodge zurückkehren.
=> zurück zur Übersicht Perle der Adria