Claudia Gutting
Hamburg

9 Aprikosenblüte

Was wissen wir eigentlich über Armenien?


Startpunkt: Anleger San Zaccharia (Danieli)

Mal sehen. Da gibt es ein dunkles Kapitel in der Weltgeschichte, was bis heute wirkt. In neuerer Zeit wird Armenien von Touristen entdeckt, da das Land über phantastische Gebirgslandschaften verfügt. Ist Noah nicht da irgendwo gestrandet – am Berg Ararat? Und was war mit Radio Eriwan? Armenien ist ein Binnenland, also kein Meer ... und die Aprikosenblüte ist ein Wahrzeichen. Was hat das aber mit Venedig zu tun?

Wir nehmen das Vaporetto Nr. 20 ab Anleger San Zaccharia (Danieli) und fahren zu der winzigen Insel San Lazzaro degli Armeni. Die Insel war im Mittelalter eine Quarantänestation für Leprakranke. Später hat sich dort ein armenischer Orden angesiedelt. Bis heute leben hier Mönche und hüten Schriften, die die Miniinsel zu einem bedeutenden Zentrum der armenischen Kultur gemacht haben. Mitten in der Lagune von Venedig.

Es werden zeitweise Führungen angeboten, ansonsten bleibt die Klostertür zu. Auf dem übersichtlichen Vorplatz finden wir ein paar Bänke mit einem Traumblick über die Lagune. Da wir ja dem Trubel der Hauptinsel entgehen wollen, lesen wir so vor uns hin (über Armenien...) und nehmen eine Flasche Wasser aus der Tasche, die wir hoffentlich eingepackt haben – denn es gibt hier nichts zu kaufen. So vergeht entspannt die Zeit oder wir fahren mit dem nächsten  Vaporetto Nr. 20 zurück zur Insel San Servolo. Da gibt es nämlich ein nettes Cafe.

Noch im 20. Jahrhundert war San Servolo eine geschlossene psychiatrische Anstalt. Praktisch, diese Inseln. Heute kann aber jeder hierher kommen (…), denn auf San Servolo ist ein Teil der Venice International University angesiedelt. Kein schlechter Platz zum Studieren. Wir schauen uns ein wenig um, stellen uns die Massen von schwitzenden Touristen auf dem Markusplatz vor und bleiben bei leichter Brise und im Schatten der alten Bäume noch eine Weile sitzen. Jetzt kann es mit dem Thema Armenien weiter gehen.

Gut erholt hüpfen wir wieder auf das Vaporetto Nr. 20 und fahren zurück zum Anleger San Zaccaria (Danieli). Wir steigen am gleichen Anleger um in das Vaporetto Nr. 2 Richtung Piazzale Roma und fahren bis zur Haltestelle San Basilio. Von hier sind es nur ein paar Minuten die Fondamenta San Sebastiano und dann rechter Hand die Fondamenta Soccorso entlang bis zum erstaunlichen Palazzo Zenobio degli Armeni. Der Palast ist in armenischen Besitz und während der Biennale ist hier der armenische Länderpavillon angesiedelt. Aber auch ohne moderne Kunst ist das Gebäude ein verstecktes Highlight, denn der Spiegelsaal im Piano Nobile ist herausragend. Falls die Tore offen sind, gehen wir einfach hinein und schauen uns um. Das geht.

Zum themengerechten Abschluss des Urban Walk müssten wir jetzt eigentlich noch zur kleinen Chiesa di Santa Croce degli Armeni im alten armenischen Viertel der Stadt wandern. Was sich leider in der Nähe des Markusplatzes befindet. Oje, einmal quer durch. Oder zurück zum Anleger San Basilio und mit dem Vaporetto zum Markusplatz. Ohne Navi wird es nicht gehen, denn der winzige Kircheneingang ist in einem Sotoportego versteckt und wahrscheinlich geschlossen. Macht nichts, falls wir es bis hierher noch geschafft haben, muss eine Belohnung her. Mindestens ein Aprikoseneis haben wir uns verdient.

Übrigens, die Aprikose hört auch auf den lateinischen Namen prunus armeniaca.

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